Ein Gründach ist nicht nur ein optisches Highlight, sondern auch ein wertvoller Beitrag zur Umwelt. Es speichert Wasser, reguliert die Temperatur und bietet wertvollen Lebensraum für Insekten und Vögel. Besonders für kleine Gebäude wie Gartenhäuser ist die extensive Dachbegrünung eine tolle Möglichkeit, eine zusätzliche Fläche Natur in den eigenen Garten zu bringen.
Wir nehmen dich Schritt für Schritt mit, wie wir auf unserem Gartenhaus ein artenreiches Biodiversitätsdach geschaffen haben – von der Verlegung der EPDM-Folie über den mehrschichtigen Aufbau bis zur Bepflanzung mit Sedum und insektenfreundlichen Stauden.
Inhaltsverzeichnis
1. Warum ein Biodiversitätsdach?
Ein Gründach verbessert das Mikroklima, speichert Regenwasser, isoliert das Gebäude und erhöht die Biodiversität in deinem Garten. Und mal ehrlich – so ein bewachsenes Dach sieht doch einfach verdammt cool aus 😃!

2. Extensive vs. intensive Dachbegrünung: Wo liegt der Unterschied?
Nicht alle Gründächer sind gleich. Es gibt zwei unterschiedliche Ansätze:
Extensive Dachbegrünung (ideal für unser Gartenhaus)
Diese Variante ist pflegeleicht, leichtgewichtig (im Vergleich zur intensiven Begrünung) und besteht meist aus robusten, trockenheitsverträglichen Pflanzen wie Sedum. Perfekt also, für kleinere Gebäude!
- Aufbau: Dünne Substratschicht (ca. 5–15 cm)
- Pflanzen: Anspruchslose, trockenheitsresistente Pflanzen wie Sedum, Moose, Gräser und Kräuter
- Pflege: Geringer Pflegeaufwand, nur gelegentliche Kontrolle und Düngung
- Gewicht: Leicht (ca. 50–150 kg/m²)
- Wasserspeicherung: Begrenzt, wirkt als natürliche Verdunstungsschicht
- Nutzung: Dient als ökologische Begrünung und zur Dachschutzfunktion
- Kosten: Günstiger in Installation und Pflege als die intensive Dachbegrünung
Intensive Dachbegrünung
Hier entsteht eine richtige Dachlandschaft mit Sträuchern oder gar Bäumen. Sie ist schwerer, braucht mehr Pflege und eignet sich eher für massive Dachkonstruktionen.
- Aufbau: Dickere Substratschicht (mindestens 20 cm, oft 50 cm oder mehr)
- Pflanzen: Vielfältig – Rasen, Stauden, Sträucher und Bäume möglich
- Pflege: Höherer Pflegeaufwand – regelmäßige Bewässerung, Rückschnitt
- Gewicht: Schwerer (ab 200 kg/m², je nach Substrat und Pflanzen)
- Wasserspeicherung: Höher, kann Regenwasser besser zurückhalten
- Nutzung: Begeh- und nutzbar als Garten oder Aufenthaltsfläche
- Kosten: Teurer in Anlage und Pflege
3. Material- und Werkzeugliste
Nachfolgend findest du das Material, das wir für unsere Begrünung verwendet haben. Wenn du dein eigenes Projekt umsetzt, kann das Material abhängig von deiner Dachinstallation bzw. der Fläche, die du begrünen möchtest, leicht variieren.
Wir unterteilen das Projekt in drei Arbeitsphasen und haben dir zu jeder Phase aufgeführt, welches Werkzeug und Material du benötigst. Erklärungen, wofür du die Werkzeuge und Materialien im Detail brauchst, findest du dann später im Artikel bei den jeweiligen Abschnitten.
Material und Werkzeug, für alle Arbeitsphasen übergreifend benötigt:
- Edelstahlschrauben in verschiedenen Längen
- Akkuschrauber
- Cutter / Schere
- Leiter

1. Arbeitsphase: Dach-Basis und Rahmen für Bepflanzung
In unserem Fall ist das Gartenhaus mit Wellplatten eingedeckt. Diese haben wir entfernt und einen tragfähigen, neuen Untergrund mit OSB-Platten hergestellt. Dafür haben wir folgendes Material und Werkzeug benötigt:
- OSB-Platten für eine stabile Unterkonstruktion (Stärke 2,3 cm)
- Holzbalken oder -latten (10 cm stark) für den Substrat-Rahmen
Alternativ: Wir haben von außen verzinkte Stahlbleche angeschraubt, die wir auf Maß online bestellt haben. - Kappsäge / Tauchsäge
- Winkel zum Verbinden / Lammello- / Dübelfräse
- Schrauben
2. Arbeitsphase: Abdichten der Dachfläche mit EPDM-Folie
- EPDM Dachbahn in 1,5 mm Stärke
- DACHPROTECT EPDM Flächenkleber BlueTek
- DACHPROTECT EPDM Anschlusskleber FLEX
- Cutter-Messer
- Handschuhe
3. Arbeitsphase: Aufbau extensive Dachbegrünung / des Biodiversitätsdachs
- Speichervlies 300 gr./qm: Das haben wir anstelle der Drainage verwendet.
Hinweis: Eine Drainage (z. B. Hochbeetfolie mit Kies) wird benötigt, wenn das Dachgefälle kleiner als 2 % ist. Das war bei uns nicht der Fall. - Dachsubstrat: Rasensubstrat & Lavamulch rot-braun 1–5 mm (Material über zierkiese.de bestellt uns selbst gemischt, Details im Artikel)
- Rundkies / Drainage Kies
- Pflanzen: Sedumarten, trockenheitsverträgliche Stauden, insektenfreundliche Blumen
- Totholz in verschiedenen Größen als zusätzlicher Lebensraum
4. Schritt-für-Schritt-Anleitung extensive Dachbegrünung
Anleitung – 1. Arbeitsphase: Dach-Basis und Rahmen für Bepflanzung
Dachbasis:
In unserer ersten, von insgesamt drei Arbeitsphasen, haben wir das Bestandsdach abgedeckt. Dafür sind wir auf das Dach geklettert und haben alle Schrauben entfernt und die Wellplatten herausgehoben 💪.


🚨 Wichtiger Sicherheitshinweis zu Asbest:
Insbesondere bei Wellplatten (Eternitplatten / Faserzementplatten), die vor 1993 eingebaut wurden, besteht ein hohes Asbest-Risiko. Wenn du dir nicht sicher bist, welche Platten verbaut wurden, lass sie im Labor testen. Selbst ein Fachmann kann bei Faserzementplatten Asbest nicht ausschließen, dafür ist immer eine Untersuchung im Labor notwendig. Es gibt z. B. bei Amazon Test-Kits oder über den TÜV. Die Anbieter beschreiben detailliert, wie die Materialprobe zu entnehmen ist.
Auf den Bildern siehst du die Dachkonstruktion, die sich unter den Wellplatten befindet. In unserem Fall sind längs drei Dachlatten angeordnet, die noch gut in Schuss sind. Wir wollten eigentlich die OSB-Platten direkt auf die alte Dachpappe aufschrauben, haben uns dann aber spontan dagegen entschieden, da die Dachrinne mit der letzten Latte recht fest vernagelt war und wir diese nicht versetzen wollten.
Die alten Wetter-Schutzbleche haben wir abmontiert, sie waren leider nicht hoch genug, um sie für die spätere Substrat-Einfassung wiederzuverwenden.
Auf der Seite, an der das Nachbargartenhaus grenzt, haben wir vertikal eine OSB-Platte gesetzt, die wir dann später mit EPDM-Folie abgedichtet haben. Die Platte hat 10 cm Höhe, um das anliegende Dach von unserem Substrataufbau sicher abzugrenzen. Damit die Platte stabil sitzt, haben wir Holzdübel und wasserfestem Leim verwendet.



Die Holzlamellen unseres Gartenhausdachs sind sehr tragfähig, aber zu schwach für die spätere Belastung durch den extensiven Aufbau. Deshalb schrauben wir jetzt ganzflächig, 23 mm starke OSB-Platten auf die Dachfläche. Die Platten werden dazu einfach auf das Dach gelegt und zusammengesteckt (die Platten haben in der Regel eine Nut- und Federseite). Das Dach muss vorher besenrein sein, damit die Platten eben aufliegen. Du kannst die Dachfläche vorher abmessen und die Platten mit einer Säge passend zurechtschneiden (alternativ im Baumarkt passgenau schneiden lassen). Alternativ kannst du die Platten mit Übermaß auf das Dach legen und die Überstände mit der Tauchsäge kappen (hängt etwas von der jeweiligen Situation ab und dem Werkzeug, das du hast).

Für das Verschrauben der Platten haben wir Terrassenschrauben mit Senkkopf genommen. Die OSB-Platten haben wir direkt auf die alten Latten geschraubt.
Tipp: Prüfe nach dem Verschrauben, ob alle Schrauben sauber versenkt sind und keine spitzen Späne abstehen (sonst schleifen!). So kannst du sicherstellen, dass die EPDM-Folie in der zweiten Arbeitsphase nicht beschädigt wird.
Rahmen und Wasserablauf:
Für den Substrat-Rahmen haben wir uns verzinkte Stahlbleche auf Maß bestellt (20 cm hoch, 1 mm stark) und diese nach dem Verlegen der EPDM-Folie (nächste Arbeitsphase) von außen angeschraubt. Dazu haben wir Spenglerschrauben mit Dichtscheibe verwendet.


Damit ein guter Wasserablauf sichergestellt ist, haben wir am niedrigsten Punkt des Daches ein Lochblech (winklig, 90 Grad) angebracht. Hier wird Drainage-Kies eingefüllt, bevor das eigentliche Dachsubstrat aufgebracht wird (so verhindert du, dass der Ablauf zuwächst und sich Staunässe bildet).


Anleitung – 2. Arbeitsphase: Abdichten der Dachfläche mit EPDM-Folie
Informationen zur EPDM-Folie:
Für die Verlegung der EPDM-Folie musst du dir einen trockenen und nicht zu kalten Tag aussuchen. Wir haben gerade März und müssen auf die Temperatur achten, da der EPDM-Kleber eine mindestens Temperatur von +5 Grad Celsius benötigt (für 24 Stunden).
Unsere EPDM-Folie wird als durchgehende Bahn geliefert, was die Verlegung besonders einfach macht – auch für Laien. Da keine einzelnen Bahnen mit Überlappungen verlegt werden müssen, sinkt das Risiko von Verlegefehlern erheblich, und die Fläche bleibt zuverlässig dicht.
EPDM-Folie auslegen:
Lege die Folie auf dein Dach (Achtung: Besenrein, keine spitzen Rückstände oder scharfe Kanten) und rolle sie aus. Lasse die Folie jetzt für mindestens 30 Minuten ruhen, sie wird sich noch etwas verformen!
Nach der Ruhephase kannst du mit einem Cutter-Messer, die überschüssige Folie grob abschneiden. Achte darauf, dass du genug Überstand stehen lässt, damit du die Folie mit der Dachkante verkleben kannst.
Dein Schuhwerk muss frei von Steinen sein, arbeite am besten in Socken 🧦😃.

Folie verkleben:
Die EPDM-Folie wird jetzt von einer Dachseite bis zur Dachmitte eingerollt. Wir verkleben die Folie im nächsten Schritt vollflächig mit dem Flächenkleber BlueTek. An der Dachkante und dem Randbereich verkleben wir die Folie mit dem DACHPROTECT EPDM Anschlusskleber FLEX.
Auf die freigeräumte Dachfläche haben wir den Flächenkleber mit einer großen Malerwalze aufgetragen. Anschließend wird die Folie wieder auf die mit Kleber aufgetragene Fläche zurückgerollt und mit der Hand glattgestrichen (bei größeren Flächen kannst du auch einen Besen verwenden)



Das Gleiche machst du jetzt mit der anderen Seite. Die gesamte Fläche kannst du zusätzlich mit einem weichen Besen von innen nach außen glattstreichen. Ziel ist, dass keine Falten mehr sichtbar sind 😅.

Folien an Dachrand und -unterseite verkleben:
Die EPDM-Folie haben wir an den Rändern nach unten geklappt und mit der Dachunterseite verklebt. Dafür haben wir den flexiblen Anschlusskleber verwendet. Der Kleber kommt aus der Kartusche und wird mit der Kartuschenpresse großzügig aufgetragen. Wir haben die Folie dazu zurückgeklappt und den Kleber direkt auf die Folienunterseite aufgetragen. Nach dem Umklappen haben wir die Folie auf der Dachunterseite festgetackert (alternativ kannst du auch eine lange Leiste mit Schraubzwingen gegen pressen).
Die Ecken haben wir eingeschnitten, eingeklappt und verklebt. Sicherlich nicht 100 % fachmännisch korrekt, reicht aber aus unserer Sicht völlig aus.
Anleitung – 3. Arbeitsphase: Aufbau der extensiven Dachbegrünung / des Biodiversitätsdachs
In der letzten Phase wird das Substrat auf die Dachfläche aufgetragen. Wir haben uns dazu entschieden, das Substrat selbst zu mischen. Dafür haben wir je 300 kg Rasensubstrat & Lavamulch bei zierkiese.de bestellt. Wir haben bereits bei unserem Naturteich-Projekt mit dem Shop zusammengearbeitet und können ihn sehr empfehlen!
Das Rasensubstrat ist recht humusreich und mit Bims, Lava sowie Löß angereichert. Um das Gesamtgewicht möglichst gering zu halten (Humus ist im nassen Zustand recht schwer), haben wir anteilig 300 kg Lavamulch untergemischt (Körnung 1–5 mm).

Wichtiger Hinweis zur Dachlast: Unabhängig davon wie viele leichte Anteile (z. B. Bims) du untermischst, das Substrat wird deine Dachkonstruktion stark belasten. Vor allem im nassen Zustand und wenn zusätzlich noch eine Schneelast dazu kommt. Kläre vorher, für welches Gewicht euer Gartenhaus ausgelegt ist.
Drainage, Substrat und Filtervlies
Im Normalfall kommt auf die EPDM-Folie eine Drainage (z. B. Hochbeetfolie, wo die „Noppen“ mit Lavamulch oder Kies gefüllt werden). Die Drainage sorgt dafür, dass das Wasser gut abgeführt wird und sich keine Staunässe bildet. Bei einem Dachgefälle größer als 2 % kann man darauf verzichten (das ist bei uns der Fall).
Wir haben auf unserer EPDM-Folie lediglich ein Filtervlies ganzflächig ausgerollt. Das Vlies schützt zum einen die Folie und zum anderen wird Wasser gespeichert (circa 5 Liter je m2), das den Pflanzen in heißen Perioden zur Verfügung steht.

Das Substrat haben wir Eimerweise auf das Dach gehoben und gleichmäßig verteilt. Die Mindesthöhe des Substrats beträgt bei uns auf der ganzen Fläche 10 cm.

5. Pflanzenauswahl und Gestaltung – Sedum, Stauden & ein Totholz Stamm als Lebensraum
Jetzt kommt der schönste Teil – die Bepflanzung! Für geringe Substrathöhen mit wenig Humus eignen sich vor allem Sedumpflanzen. Diese speichern große Mengen Wasser in ihren Blättern und vertrage starke Hitze.
Unser Dach liegt in der prallen Sonne und hat mit 10 cm Substrat eine zu geringe Höhe für Zwerggehölze. Aus diesem Grund kommen bei uns trockenresistente Stauden und verschiedene Sedumarten zum Einsatz.
Die kostengünstigste Lösung sind Sedumsprossen (circa 25–30 € je kg), die einfach auf dem Dach verteilt werden. Alternativ kann man auch vorgezogene Sedum-Pflanzen kaufen, dann wird es aber recht teuer und das Ergebnis ist das Gleiche (es geht aber deutlich schneller 😅).
Ein großer Totholz Stamm (alter Zwetschgenbaum) sorgt zusätzlich für neuen Lebensraum und fördert die Biodiversität auf dem neuen Dach. Der Stamm dient später für Wildbienen wie z. B. die blaue Holzbiene als Nistplatz 🐝.

Weitere Details und Bilder zur Bepflanzung und Gestaltung folgen im Frühling in einem separaten Artikel, den wir dir dann hier verlinken.
Checkliste Dachgestaltung:
- Sedumarten sind die perfekte Wahl, da sie wenig Wasser brauchen und sich schnell ausbreiten.
- Insektenfreundliche Stauden wie Thymian, Lavendel oder Mauerpfeffer locken Bienen und Schmetterlinge an.
- Ein großer Totholz Stamm auf dem Dach bietet Unterschlupf für Wildbienen und andere Insekten – ein echtes Naturhighlight!
6. Pflege des Biodiversitätsdachs
Ein extensives Gründach braucht kaum Pflege:
- In trockenen Sommern kann gelegentliches Gießen nötig sein.
- Einmal im Jahr sollten abgestorbene Pflanzenteile entfernt werden.
- Kontrolliere, ob die Drainage funktioniert und sich keine unerwünschten Pflanzen ansiedeln.
7. Fazit
Mit einer extensiven Dachbegrünung verwandelst du dein Gartenhaus in eine kleine, lebendige Oase. Du hilfst nicht nur der Natur, sondern profitierst auch von besserer Wärmeisolierung und einem wunderschönen, natürlichen Anblick. Jetzt bleibt nur noch eins: Anpacken und dein eigenes Gründach erschaffen 💪!
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